Blogs, eine Chance für Forschung und Gesellschaft?

Dass in Blogs Chancen für Forschende, Institutionen und die Gesellschaft liegen, zeigten die gestrigen Präsentationen und die anschließende Podiumsdiskussion beim 5. Forum Wissenschaftskommunikation in Dresden. Richard Zinken, Verlagsleiter bei Spektrum der Wissenschaft, hat aus seinem Erfahrungsschatz nach fünf Jahren der wissenschaftlichen Blog Community Scilogs.de berichtet. Solveig Wehking erläuterte, welche Idee hinter dem Forschungsblog der Fraunhofer Gesellschaft steckt, und Mareike König präsentierte das Blognetzwerk für Geistes- und Sozialwissenschaftler:innen, hypotheses.

Moderiert wurde dieses Panel von Beatrice Lugger, der Stellvertreterin des Wissenschaftlichen Direktors des Nationalen Instituts für Wissenschaftskommunikation (NaWik). Dabei zeigte sich vor allem, wie divers Blogs gestaltet sein können und dass sie durchaus sehr unterschiedlich verstanden und genutzt werden. Bei den mehrheitlich naturwissenschaftlich orientierten SciLogs bloggen die Verfasser:innen laut einer internen nicht repräsentativen Erhebung zwar primär aus Spaß und zur eigenen Selbstverwirklichung, aber de facto doch vor allem für andere. Sie wollen ihr Thema vorstellen, die Bringschuld der Wissenschaft einlösen, Rat geben sowie Fragen beantworten und suchen die Diskussion und den Austausch.

Aus Sicht des Spektrum der Wissenschaft Verlags seien Blogs zwar kein Geschäfsmodell in dem Sinne, als dass man damit Geld durch Abonnent:innen oder Nutzer:innen verdienen könne, aber sie können das Marketing durchaus unterstützen und tragen zum Renommee eines innovativen Verlags bei. Das Fraunhofer Forschungsblog ist Teil eines Forschungsprojektes ‚Discover Markets‘ und dient nicht primär dazu, den Forschenden der Fraunhofer Gesellschaft ein Portal zu bieten, auf dem sie bloggen können. Zum einen wird hier mit dem Modell ‚Dualblogging‘ untersucht, wie Beiträge zum selben Thema rezipiert werden, die einmal eher in der Fachsprache und parallel in einer Laien verständlichen Sprache mit völlig anderem Duktus geschrieben sind. Zum anderen ist die Idee, die Chancen der Interaktion, die Blogs bieten, zu nutzen – etwa mit einer Umfrage zu forschungsrelevanten Fragen.

Die Hypotheses-Blogs haben nochmals einen ganz anderen Anklang. Dieses Portal kommt ursprünglich aus Frankreich und wurde von Mareike König auch für Deutschland geöffnet. Das französische Portal bezeichet die jeweiligen Blogs als Laborjournale, und so erklärt sich auch die immense Bandbreite dessen, was hier unter Blogs firmiert. Es bloggen Forschendengruppen. Es gibt Blogs, die eine Dissertation oder Habilitation begleiten. Es gibt thematische Gemeinschaftsblogs, reine Veranstaltungsblogs oder gar ein Linkblog und vieles mehr. Vor allem aber, und das macht die Hypotheses bislang einzigartig in Deutschland, können den Blogs ISSN-Nummern zugewiesen werden. Sie sind also zitierbar.

So – und wo liegen nun die Chancen? Einige Stichpunkte seien genannt.

  • Blogs ermöglichen es Wissenschaftler:innen direkt zu kommunizieren, sie können so Masseninteressen gesteuerten Medien ausweichen.
  • Sie bieten durchaus eine Möglichkeit der ergänzenden Reputation.
  • Blogs vernetzen stark, sind hilfreich beim Community Building.
  • Einzelne Blogger:innen nutzen sie für eine Art internem Pre Review Prozess.
  • Der Dialog sowohl mit anderen Forschenden als auch interessierten Menschen ohne nähere Fachkenntnis ist möglich und wird genutzt.
  • Blogs erlauben neue Erzählmuster, neue Formen.

Alle Präsentationen in einem Stück, können hier nachgeklickt werden. Und im folgenden Storify, das Tweets, die während der Diskussion gesandt wurden, auflistet, sind noch weitere Stichpunkte enthalten.