Forschende sollten sich öffentlich äußern!

Mit dem Wissenschaftsbarometer 2019 zeigt eine klare Mehrheit der Bürger:innen, dass sie von Forschenden auch politisches Engagement wünschen. Denn sie finden mit einer Mehrheit von 75 Prozent, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich öffentlich äußern sollten, wenn ihre Erkenntnisse nicht bei politischen Entscheidungen berücksichtigt werden.

Das Interesse für Wissenschaft und Forschung ist auch in diesem Jahr wieder höher als für Kultur oder Politik. Das Thema liegt bei fast 60 Prozent der Befragten im Trend und das vor allem in der Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen.

Vertrauen und Misstrauen gegenüber der Wissenschaft

Auch das Vertrauen in die Wissenschaft ist bei 46 Prozent der Befragten und vor allem bei 30 bis 39-Jährigen gegeben. Damit genießt die Forschung im Vergleich zur Wirtschaft, Medien oder der Politik ein mehr als doppelt so hohes Vertrauen.

Die Mehrheit der Befragten sehen Wissenschaftler:innen als Menschen mit Expertise in ihrem Feld an (66 Prozent Zustimmung), die nach Regeln und Standards arbeiten (53 Prozent Zustimmung) und im Interesse der Öffentlichkeit forschen (43 Prozent Zustimmung). Arbeiten sie zudem an Universitäten oder öffentlichen Einrichtungen, haben sie sogar noch einen Vertrauensbonus von immerhin zehn Prozent im Vergleich zu Forschenden in Unternehmen.

Umgekehrt werden die Forschenden aber durchaus auch kritisch bewertet. Zwei Drittel der Befragten nennt als Grund für potenzielles Misstrauen Forschenden gegenüber die mögliche Abhängigkeit von Geldgebern. Weitere Gründe sind die Annahme, dass Wissenschaftler:innen Daten ihren Erwartungen anpassen würden (39 Prozent Zustimmung) oder Fehler machten (19 Prozent Zustimmung).

Gleichzeitig findet immerhin die Hälfte der Befragten, dass Wissenschaft und Forschung in Zukunft zu einem besseren Leben führen könne und die Menschen davon eher profitieren, während neun Prozent der Meinung sind, dass sie mehr schade als nutze.

Freiheit für die Wissenschaft und Mitspracherecht für Bürger:innen 

Doch wer beschließt, an was geforscht wird? 61 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler selber entscheiden sollen dürften, an was sie forschen.
Die Hälfte der Bevölkerung scheint sich jedoch mehr Mitspracherecht zu wünschen und findet, dass die Öffentlichkeit nicht zur Genüge in Entscheidungen zu Wissenschaft und Forschung einbezogen wird. Auch würden zwei Drittel der Befragten gerne Forschende bei der Arbeit erleben. Etwa die Hälfte möchte ihnen über die Schulter schauen, um ihre Ergebnisse beurteilen zu können, und will mitdiskutieren. Das heißt: mehr Beteiligung der Bürger:innen an Forschungsprojekten ist erwünscht. Bürger:innen wollen mitforschen.

Weiterführende Information:

Das Deutsche Wissenschaftbarometer ist eine jährliche Erhebung von Wissenschaft im Dialog.

Auf der Plattform Wissenschaftskommunikation.de gibt es eine weiterführende Kommentarreihe zum Wissenschaftsbarometer 2019.

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In der Schweiz wird – allerdings nicht jährlich – ein vergleichbares Barometer erstellt. Das aktuelle Schweizer Wissenschaftsbarometer ist ebenfalls diesen November erschienen. (UBB)

Foto: ©WiD